Was wir vorhaben

Der folgende Text ist aus dem Antrag an die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig und wurde von den Projektleitern, insbesondere Jens Herzer, verfasst. Eine für das breite Publikum zugänglichere Einführung in unser Projekt finden Sie hier.

Stand: 2023.


Kurzbeschreibung

Screenshot Buchseite.png

Das Corpus Judaeo-Hellenisticum (CJH) umfasst die Gesamtheit der erhaltenen literarischen, nichtliterarischen sowie materialen Zeugnisse des frühen (vorrabbinischen) Judentums (einschließlich der Qumranfunde), wie es sich unter den Bedingungen der hellenistisch-römischen Welt zwischen ca. 300 v. Chr. und 200 n. Chr. entwickelt hat. Unter der erweiterten Bezeichnung Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamenti digital (CJHNTdigital) beinhaltet das beantragte Projekt die vollständige Erfassung, digitale Dokumentation sowie die kommentierende Auswertung des CJH im Hinblick auf seine Bedeutung für die Interpretation des Neuen Testaments aus den Wurzeln des von der griechisch-römischen Kultur geprägten Judentums.

Hinter dieser Forschungsperspektive steht die grundlegende und in der Forschung keineswegs selbstverständliche Einsicht, dass die Schriften des Neuen Testaments selbst zu den jüdischen Schriften der genannten Epoche gehören bzw. im engeren Kontext der jüdisch-hellenistischen Kultur und Tradition entstanden sind. Ursprungs- und wirkungsgeschichtlich ist deshalb das CJH daher das bedeutendste Vergleichskorpus zum Neuen Testament. Während gegenwärtig das Neue Testament immer noch weitgehend als ein dem jüdischen Schrifttum und der jüdischen Kultur gegenüberstehender christlicher Kanon verstanden wird, erscheint es unter der Perspektive des Projektes als genuiner Teil der Literaturgeschichte des hellenistischen Judentums, die dadurch selbst ein neues Profil gewinnt. Indiz dafür ist nicht zuletzt der Umstand, dass die Mehrheit der jüdisch-hellenistischen Texte überhaupt nur durch eine Überlieferungsgeschichte im Kontext der sich herausbildenden christlichen Tradition erhalten sind.

Die Realisierung des CJHNTdigital-Projektes auf der Basis einer digitalen Forschungsumgebung ermöglicht nicht nur erstmalig die umfassende Bearbeitung und Kommentierung der Texte des CJH in ihrer Relation zum Neuen Testament, sondern darüber hinaus ist das Projekt auch erweiterbar auf weitere Bereiche antiker Literatur und Geschichte. Die Forschungsplattform hat damit das Potential, sich als eine maßgebliche Arbeitsumgebung im Forschungsbereich Theologie/Judaistik/Religionsgeschichte zu etablieren. Die notwendige interdisziplinäre Ausrichtung beinhaltet die Einbeziehung anderer altertumswissenschaftlicher Disziplinen, für die das Projekt ebenfalls von Nutzen sein wird: Judaistik, Klassische Philologie, Papyrologie, Numismatik, Epigraphik, Ikonographie, Archäologie, Alte Geschichte sowie Informatik/Digital Humanities.

Ausführliche Beschreibung