Paulus und die Kirche als „neuer Tempel“ ? - Heilige Gemeinschaft und Gottes Gegenwart
Geruch von Weihrauch und Brandopfer, Stimmen von Pilgern und Händlern: Antike Tempel sind lebendige Mikrokosmen. Wie konnte eine Gottheit im Tempel und auf einem heiligen Berg wohnen? Warum gab es mehrere jüdische Tempel? Wo droht laut Paulus eine „Tempelzerstörung“? Dr. Nicole Oesterreich nimmt in diesem Beitrag mit auf eine Zeitreise. Er geht auf einen im Rahmen der Worthaus 13-Konferenz in Tübingen zu Pfingsten 2025 gehaltenen Vortrag zurück.
Einführung: Das Leben in der Diaspora im 1. Jahrhundert
Zu Lebzeiten des Paulus, im 1. Jh. u.Z., lebte der größere Teil der jüdischen Menschen nicht in ihrem einstigen Heimatland, sondern an vielen Orten des römischen Reiches sowie in östlich davon gelegen Gebieten. Wir finden ihre Spuren vor allem in den kleineren und größeren Städten. In Alexandria in Ägypten stellten Juden bis zum Pogrom 38 u.Z. etwa ein Drittel der Stadtgesellschaft.
Sie gehörten ganz unterschiedlichen Schichten an und gingen verschiedenen Berufen nach. Einige schafften es sogar in angesehene Gesellschaftsschichten. So gehörte der jüdische Philosoph Philo von Alexandrien zur städtischen Oberschicht. Sein Bruder war Finanzbeamter in Alexandria, mit Herodes dem Großen befreundet und Unterstützer von dessen Sohn und Nachfolger Herodes Agrippa. Philos Neffe Tiberius Julius Alexander stieg in hohe römische Staatsdienste auf: Er war Präfekt von Ägypten und führte schließlich auch einen Teil der römischen Armee gegen Jerusalem. Dies sind freilich Ausnahmen. Sie zeigen jedoch, dass jüdische Menschen in dieser Zeit, gleich ob in der Diaspora oder im Mutterland, Anteil an der römisch-hellenistischen Kultur hatten.
Der überwiegende Teil der Diasporajuden sprach Griechisch als Muttersprache. Dazu kamen sicher noch in unterschiedlicher Ausprägung die Sprachen ihrer Regionen. Wir wissen nicht, wie viele Menschen damals überhaupt noch Hebräisch konnten. Von den jüdischen Autoren, die wir heute noch kennen, nutzten die meisten die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die Septuaginta.
Es gab nicht „das Judentum“ wie man es sich vielleicht zunächst vorstellt. Es existierten zahlreiche Ausprägungen nebeneinander. Aus dem Zeugnis des Josephus kennen wir mindestens sieben unterschiedliche Gruppierungen: die Samaritaner mit eigenem Tempel, mit Synagogen und eigener Tora, weiterhin die Sadduzäer, die Pharisäer, die Essener, die Zeloten und die sogenannten „Frommen“. Die sich keiner dieser Gruppen zugehörig Fühlenden kommen hinzu. Sie lebten ihren Glauben und ihr Leben, wie sie es von ihren Eltern und Großeltern gelernt hatten und wie es an ihrem Wohnort möglich war.
Was alle diese Menschen vereinte, war der Bezug auf ihren Hauptgott JHWH. Wo man ihm Opfer darbringen sollte, war jedoch ein Punkt der Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen jüdischen Gruppen. Die meisten lebten weit entfernt von einem Tempel für JHWH. Daher entwickelten sie verschiedene Formen eines Umgangs damit und ebenso auch theologische Überlegungen zur Präsenz Gottes abseits eines Tempels.
Paulus und seine Gemeinden bewegen sich vor diesem jüdischen Hintergrund, auch wenn viele seiner Gemeindeglieder eine nichtjüdische Herkunft hatten (1Kor 12,2). Wie die Apg berichtet, missionierte Paulus zunächst in den Synagogen und fand als Empfängerinnen und Empfänger seiner Botschaft vor allem Proselyten und Gottesfürchtige. Die einen waren durch Beschneidung oder ein äquivalentes Ritual zum Judentum übergetreten, die anderen waren vielleicht auf dem Weg dorthin, aber gingen nicht den letzten Schritt. Vielleicht interessierten sie sich auch nur das Judentum. Aber auch bei den Menschen, die vielleicht erst als Christusgläubige in die Gemeinde kamen, setzt Paulus eine Menge Wissen zu den Schriften Israels und jüdischen Ritualen voraus. Wir können also davon ausgehen, dass es Formen von Wissensweitergabe in den Gemeinden gegeben hat.
Der oder die irdischen Tempel
Wer einmal durch eine antike Ausgrabung geschlendert ist, hat sicher eines bemerkt: Tempel standen an quasi jeder Ecke. Sie prägten das Bild einer antiken Stadt. Die Tempel waren repräsentativ ausgestattet. Das spiegelte nicht nur den Wohlstand der Stadt und dieses Kultes, sondern auch die Macht der dazugehörigen Gottheit.
Was passiert eigentlich in einem Tempel?
Der Tempel ist im antiken Denken der Ort der Präsenz einer Gottheit. Diese Präsenz wurde durch die Anwesenheit eines Kultbilds oder eines anderen Kultgegenstandes, z.B. durch Steinstelen, deutlich gemacht. Gleichzeitig war für die Menschen aber immer klar, dass die Gottheit sich an einem anderen Ort befand, etwa auf einem hohen, mystischen Berg (z.B. dem Olymp) oder in den Himmeln. Die Gottheit konnte, wenn sie wollte, den Menschen einen Besuch abstatten und dann im Kultgegenstand in ihrem Tempel „einwohnen“. Man konnte die Gottheit auch locken oder um ihre Anwesenheit bitten. Dazu konnte man zum Beispiel Düfte nutzen. Etwa mit dem zum Himmel aufsteigende nGeruch eines Opferbrandes hoffte man Göttinnen oder Götter anzuziehen. Andere Gottheiten mochten lieber Weihrauch oder andere pflanzliche Düfte.
In Griechenland, Ägypten und auch im antiken nahen Osten wurden die Götterstatuen regelmäßig gewaschen, gesalbt, eingekleidet und geschmückt, denn die Einwohnung einer Gottheit setzt einen besonderen Zustand voraus. Keine Gottheit würde sich herablassen in einen verfallenen Tempel mit einem ungepflegten Götterbild zu kommen. Dann wären sie ja schlechter gestellt als die Herrscher in ihren Palästen. Kein Herrscher konnte sich leisten, dass eine Gottheit verärgert nicht mehr kommt. Denn der Zorn der Gottheit konnte zu Katastrophen oder Angriffen feindlicher Mächte führen. Wollte man länger herrschen, sollte man sich also um die Tempel und Götterbilder kümmern. Das taten die Herrscher dann auch, ganz häufig nicht nur für ihre eigenen Gottheiten, sondern auch für die in ihren eroberten Gebieten. Man kann ja nie wissen, ob der für dieses Land zuständige Gott einem sonst gewogen ist.
Mit den Opfern erreichte man nicht nur, dass die Gottheit einer Person oder einem Landstrich gewogen war, indem man ihr Respekt zollte und ihre Bedürfnisse als Gottheit ernst nahm. Man konnte damit auch danken, z.B. für die Geburt von Kindern, eine reiche Ernte, eine Heilung, einen gewonnenen Krieg, war man sich doch immer bewusst, dass das eigene Schicksal von den Göttern abhing. Menschen machen Fehler, bewusst oder unbewusst. Die konnten mit Opfern beseitigt werden. In Israel wurde daher auch einmal im Jahr zum Versöhnungstag mit verschiedenen Ritual um Sündenvergebung für das ganze Volk gebeten. Teil dieses umfangreichen Rituals mit Opferhandlungen war es, einen Sündenbock in die Wüste zu schicken.
Wer einen Tempel aufsuchen wollte, war sich bewusst, einer Herrscherin oder einem Herrscher über Welt und Schicksal gegenüberzutreten. Um die Gottheit nicht zu verärgern und ihren Zorn auf sich zu ziehen, waren Vorkehrungen nötig: Man wusch sich, kleidete sich besonders, verzichte auf bestimmte Nahrungsmittel wegen möglicher Ausdünstungen und mied zeitweise intime Kontakte. In der gesamten antiken Welt brauchten Menschen in der Nähe einer Gottheit einen solchen Reinheitsstatus.
Nicht jedes Götterbild konnte man persönlich aufsuchen. Vielleicht zeigte eine Gottheit sich ab und an bei Prozessionen. Ansonsten gab es auf dem Tempelplatz einen Opferaltar, an dem sich wohl die meisten Kulthandlungen abspielten. Gläubige konnten an ihnen als Zuschauer teilnehmen. An allen antiken Tempeln gab es verschiedene Opfer zu unterschiedlichen Anlässen. In der Regel wurden hierfür Tiere geschlachtet, das Blut geopfert, das Fleisch zwischen Priestern und Opfernden aufgeteilt und verzehrt. Was übrig blieb, wurde auf dem Fleischmarkt verkauft. Abgesehen von Opferritualen kommunizierte man mit Gottheiten in Gebeten, sowohl im öffentlichem als auch im persönlichen Rahmen. An Wallfahrtsfesten wurden musikalisch begleitete Prozessionen und Gemeinschaftsmähler veranstaltet. In einigen Tempeln wurde auch religiöse Rechtsprechung vorgenommen. Vom Jerusalemer Tempel wissen wir, dass dort außerdem gelehrt wurde. Im Umfeld einiger griechischer Tempel wurden schließlich Mythen aufgeführt oder nachempfunden, die mit der Gottheit verbunden waren. Antike und moderne Religionspraxis sind einander gar nicht so fremd wie vielleicht zunächst vermutet: Zu denken sind nur an Prozessionen, besondere Kleidung, Rituale im Kontext bestimmter Reinheitsvorstellungen, Sitz- und Betretungsvorschriften, gemeinsames Essen usw.
Antike Tempel, zumal in Handelsstädten, dienten nicht nur dem Kult, sondern auch dem Austausch von Waren und der Verbindung von Menschen mit der gleichen Religion aus verschiedenen Regionen. Sie waren Knotenpunkte von Netzwerken. Tempel in Hauptstädten wurden häufig von den jeweiligen Machthabern unterhalten und dort die königlichen Opfer dargebracht sowie jährliche Wallfahrtsfeste im Namen des Herrschers begangen.
Im Umfeld der Tempel konnte man Opfertiere kaufen und Geld wechseln, wenn man aus einer anderen Region stammte oder dorthin wollte. Manchmal konnte man auch Votivgaben erwerben (allerdings nicht in Jerusalem). Das sind kleine Platten mit Aufschriften oder Darstellungen bestimmter Körperteile, mit denen man sich beispielsweise für eine Heilung bedanken konnte.
Im Gegensatz zu heutigen Kirchen waren antike Tempel also eher keine Orte des Wortes, der Ruhe und Meditation, sondern boten vielfältige Sinneseindrücke. Neben der mit den Augen wahrgenommenen Architektur des Tempels hörte man die Rufe der Opfertiere, die Gespräche von Händlern und Pilgern in verschiedenen Sprachen, Hörner oder Blasinstrumente, die zu verschiedenen Anlässen gespielt wurden. Man roch das Blut der geschlachteten Tiere oder den Duft des gekochten oder verbrennenden Fleischs. Dazu Weihrauch und andere Düfte von den Räucheraltären im Inneren des Tempels.
Der Tempel in Jerusalem
Der Besucher und die Besucherin des herodianischen Tempels in Jerusalem konnte bis zu seiner Zerstörung einen der größten und schönsten Tempel des römischen Reiches bewundern. Er war Dreh- und Angelpunkt für jüdische Menschen aus der gesamten antiken Welt, die zu Wallfahrten, Festen oder um Handel zu treiben nach Jerusalem kamen.
Ob es einen salomonischen Tempel in der in der Bibel beschriebenen Form gegeben hat, wird in der Forschung zunehmend bezweifelt. Er ist nur aus biblischen Quellen bekannt, die sich archäologisch nicht überprüfen lassen. Der Zweite Tempel wurde 515 v.u.Z. eingeweiht. Herodes der Große überbaute ihn im 1. Jh. v.u.Z. und schuf einen Tempel, der einem Weltwunder gleichkam. Zum ihm gehörten nun verschiedene Vorplätze mit gestufter Heiligkeit. Den ersten Hof etwa durften sogar nichtjüdische Menschen betreten. In die nächsten Höfe gelangten kultfähige Israeliten und Israelitinnen, getrennt nach Geschlecht. In einige Bereiche, insbesondere das Allerheiligste, durften nur die Priester.
Das alles musste bezahlt werden. So war es auch in der Diaspora nach dem übereinstimmenden Bericht von Philo und Josephus üblich, dass männliche Juden über 20 mindestens einen halben Schekel bzw. zwei Drachmen jährlich an den Tempel bezahlten. Dieses Geld wurde als „Erstlingsabgabe“ gesehen. Es wurde in den Synagogen gesammelt, vielleicht auch von kleineren Orten in größere Zentren gebracht, von wo es dann einmal im Jahr, vermutlich mit Pilgergruppen nach Jerusalem geschickt wurde.
Das Geld wurde vor allem für die Opfer im Tempel genutzt. In Abwesenheit konnten so sowohl in der Diaspora als auch im Heimatland außerhalb Jerusalems lebende Jüdinnen und Juden am Opferkult teilnehmen, bis zur Zerstörung des Tempels im Jahr 70 u.Z. Pilgerfahrten zum Tempel in Jerusalem waren zwar für alle außerhalb der Stadt lebenden Juden vorgesehen, für die meisten Diasporabewohner jedoch nicht zu realisieren (vgl. Tob 1,6).
Andere Tempel?
Frühe JHWH-Tempel
Bevor sich der Tempel in Jerusalem zum Zentralheiligtum entwickelte, gab es eine Vielzahl von JHWH-Tempeln in Palästina. Wir wissen beispielsweise aus der Bibel und von Ausgrabungen vom Tempel der Samaritaner auf dem Garizim, der von der Mitte des 5. Jh. bis ca. 111 v.u.Z. bestand. In Tel Arad wurde ein JHWH-Tempel gefunden, der zwischen dem 10. und dem 8. Jh. v.u.Z. benutzt wurde. Ein in Tel Dan gefundener Altar wurde bis in römische Zeiten hinein genutzt.
Der Tempel in Elephantine
In der Militärkolonie auf der unterägyptischen Nilinsel Elephantine lebten Menschen, die sich zu JHW [Jahu] bekannten. Archäologisch sowie aus zu Beginn des 20. Jh. gefundenen Papyri aus der Zeit um 400 v.u.Z. ist ein Tempel für JHW bezeugt. Damit nicht genug: Es wurden dort - trotz der Kultzentralisation in Jerusalem - auch noch andere Götter verehrt. Allerdings bestand dieser Tempel schon zu Beginn der hellenistischen Zeit nicht mehr, sondern wurde mit einem ägyptischen Tempel überbaut.
Leontopolis
Im nahe bei Kairo in Ägypten gelegenen Tell el-Yahudiya hat man bereits im 19. Jh. einen jüdischen Tempel ausgegraben, den Josephus auch in seinem Werk „Der jüdische Krieg“ beschreibt (Bell. 7,426-429). Diesen Tempel hatte der Sohn und rechtmäßige Erbe des Jerusalemer Hohepriesters Onias III., der ebenfalls Onias (jetzt also der IV.) hieß, errichten lassen. Er war in der Zeit der Unruhen am Vorabend des Makkabäeraufstandes (im 2. Jh. v.u.Z.) aus Jerusalem geflohen. Stellte sich Onias IV. bewusst gegen die Kultzentralisation oder hatte sich die Kultzentralisation in dieser Zeit vielleicht noch nicht vollständig durchgesetzt?.
Khirbet Qumran?
In den Ausgrabungen der Siedlung nahe der Höhlen, in denen die berühmten Schriftrollen gefunden worden sind, hat man eine große Menge an Tierknochen gefunden, die nicht nur weggeworfen, sondern wohl rituell abgelegt wurden. Verschiedene Forscherinnen und Forscher haben sich in jüngerer Zeit gefragt, ob diese Knochen, die keine ganzen Skelette sind, Rückstände vollzogener Opfer eines JHWH-Kultes mit anschließenden Kultmählern an diesem Ort sind.
Das heißt natürlich nicht, dass es an diesem Ort einen Tempel gab. Wie es scheint, verstand sich diese alternative Form konservativ-jüdischer Religion, die sich in bestimmter Hinsicht vom Tempel in Jerusalem entfernt hatte, als in einem Zustand lebend, der dem des Volkes Israel während der Wüstenwanderung entsprach: in besonderer Gottesnähe, daher mit besonderen Reinheitsanforderungen (s.u.) und vielleicht mit den in Leviticus (3. Mose) vorgeschriebenen Opfern.
Korruptes Personal?
Das Hohepriesteramt war seit dem Ende des Königtums in Juda und Israel eng mit politischen Aufgaben verknüpft. Es wurde daher zum Ziel gewisser Begehrlichkeiten und zum Spielball zwischen den verschiedenen Mächten. Sowohl die Griechen als auch die Römer verfolgten eine relativ liberale Religionspolitik. Lokale Machthaber hatten aber loyal zu sein und mussten ausreichend Steuern und Abgaben abführen.
Die Hellenisierung der Region nach der Eroberung durch Makedonier schuf Konfliktpotential. Wie schon Jahrhunderte zuvor erlebten sich die Menschen in Palästina als zwischen zwei großen Einflussspähren lebend: das von den Ptolemäern beherrschte Ägypten einerseits sowie die Seleukiden andererseits, die Syrien, Mesopotamien, und Teile Kleinasiens regierten. Auf welche Seite der Macht sich die Hohepriester stellten, hatte Folgen für das ganze Land und führte immer wieder zu Aufständen und Gegenmaßnahmen der Machthaber.
Zusammenfassung
Nicht nur in der Frühzeit, sondern auch noch kurz vor der Lebenszeit des Paulus gab es mehrere JHWH-Tempel. Sie waren etwa auf Grund besonderer Machtkonstellationen oder wegen Kritik am Jerusalemer Kultbetrieb gegründet worden. Eine wirkliche Konkurrenz zu Jerusalem stellten sie aber nicht dar. So war im 1. Jh. u.Z. der herodianische Tempel auf dem Zion in Jerusalem der alleinige Bezugsort für den jüdischen Opferkult - eine ganz andere Konstellation als in fast allen nichtjüdischen Kulten der Antike.
Die meisten Juden lebten in der Diaspora. Fernab des Zentralheiligtums mussten sie andere Formen finden, ihr religiöses Leben entsprechend ihren Bedürfnissen und den örtlichen Voraussetzungen zu gestalten. Der Tempel spielt dabei in den meisten Fällen eine große Rolle, selbst wenn er oft nicht physisch aufgesucht werden konnte.
Die theologische Bedeutung des Tempels im antiken Judentum
Zu den Kultvollzügen im Jerusalemer Tempel traten theologische Deutungen hinzu. Wurde in der frühen Phase der Tempel tatsächlich als das Wohnhaus der Gottheit begriffen, entwickelte sich diese Vorstellung weiter zur grundsätzlichen Verortung Gottes in den Himmeln (z.B. 1Kön 8,30). Der Tempel als irdisches Gebäude wird dabei als z.B. Thron Gottes begriffen (z.B. Ps 10,4 LXX; 103,19) oder auch nur als sein Fußschemel. Besonders eindrücklich wird das in Jesajas Vision im Tempel (Jes 6). Der Prophet sieht nach der Hebräischen Bibel den Mantelsaum Gottes, der den Tempel ausfüllt. Die antike griechische Übersetzung, die Septuaginta, vermeidet solche Anthropomorphismen und spricht nur noch von Gottes Herrlichkeit, die im Tempel ist (Ezek 43,5). An anderen Stellen wird nur vom Namen Gottes gesprochen.
Dass Gott wie ein König im Himmel thront, verlangt einen Hofstaat und so etwas wie einen himmlischen Palast oder eben Tempel. In Erzählungen besuchen Visionäre den himmlischen Tempel beschreiben ihn. Der bekannteste Text dafür ist die Johannesapokalypse (Offb 4), aber es gibt noch ältere Berichte wie Jes 6,6; Hab 2,20; Sach 2,13 und das Buch der Wächter im 1. Henochbuch. Es stammt vielleicht schon aus dem 3. Jh. v.u.Z. In Kapitel 12–14 wird erzählt, wie Henoch im Himmel einen Tempel aus Eis und Hagel und einen weiteren, einen lebendigen Tempel aus Feuer sieht. Diese Tempeltheologie sieht den irdischen Tempel als verlassen, kalt und defizitär an, weil er mit Händen gemacht ist. Der himmlische Tempel dagegen ist das Haus Gottes und prächtiger als alles, was man auf Erden bauen könnte. Auch im Testament Levis besucht Levi den Tempel im Himmel und sieht den Thron (TestLevi 5,1). Die aramäische Version davon stammt vielleicht aus dem 2. Jh. v.u.Z.
Nicht nur der Tempel selbst, sondern auch sein Ort ist von Bedeutung in den frühjüdischen Texten: Angelehnt an die altorientalische Vorstellung vom Weltenberg (Jub 8,19), der Himmel und Erde verbindet und der Mittelpunkt der Welt ist, fungiert auch der Zion als ein solcher Verbindungsberg. Er hat neben seiner realen Existenz als Hügel eine transzendente Existenz als hoher, einsamer Berg (Ez 20,40; Ps 68,30; 78,69). So wird er zum Thron Gottes. Das Jubiläenbuch, eine Nacherzählung von Texten aus der Hebräischen Bibel aus der Mitte des 2. Jh. v.u.Z., verbindet den Berg mit dem Garten Eden und der Vorstellung vom Allerheiligsten des Tempels (3,12). Eine ähnliche Verbindung, ohne den Tempel konkret zu nennen, kennt das Wächterbuch im 1. Henochbuch. Von beiden Büchern sind Teile in Qumran gefunden worden, was belegt, dass sie auch im 1. Jh. u.Z. noch intensiv gelesen wurden.
In den späten Schriften der LXX, also den Schriften, die hauptsächlich von Menschen für Menschen in der Diaspora geschrieben worden sind, wird der Tempel zum Hoffnungsort ausgebaut. Hier und in weiteren Schriften wird davon erzählt, wie am Ende der Zeiten alle in der Diaspora verstreuten bei einem neuen Tempel, in dem Gott dann dauerhaft bei den Menschen wohnen wird, versammelt werden (Jub 1,17; 1Hen 90,29f.; 91,13; Tob 14,5; Sib 3,290; CD 3,19-4,4; 11QTemple 29,8-10; 4Q174 3,2-6,9). Manchmal sind auch Nichtjuden, die zum Volk Israel dazu kommen, explizit eingeschlossen (Jes 56,6-8; Sach 8,20-23; 1Hen 90,31). Auch wer üblicherweise nicht kultfähig war, etwa sog. Eunuchen (Dtn 23,2) oder an bestimmten Hautkrankheiten Leidende, sollten dann Teilhabe am Tempel erhalten (Jes 56,4f; SapSal 3,14).
Diasporabewohnerinnen und -bewohner hatten trotzdem das Bedürfnis, die Anwesenheit ihres Gottes in Bilder und Worte zu fassen. Denn ein Gott, der Herrscher der Welt war, konnte nicht nur in Jerusalem anwesend sein. Drei Bilder wurde dafür besonders wichtig: das Wohnen unter den Israeliten, das Wasser und die Weisheit. Oft findet man auch Kombinationen davon.
Das Wohnen inmitten der Israeliten als Vorstellung wurde in der Exodusgeschichte in eine Erzählung gegossen. Gott ist dort immer mit den Israeliten, Tag und Nacht begleitet er sie in Form eines Engels oder einer Wolke. Im Zelt der Begegnung gibt es einen Ort, wo er sich niederlassen kann unter ihnen. Aber auch die Rede Gottes in Ez 43,7–9 erzählt davon. Gott sagt zu Ezechiel: "Ich will mitten unter euch wohnen" (LXX: "Mein Name wird mitten unter euch wohnen"). Mitgedacht ist die Verbindung zum Tempel. „Inmitten“ heißt hier: Der Tempel bzw. der Zion ist und bleibt das Zentrum. Diese Vorstellung, dass Gott inmitten der Israeliten ist, verbindet der Prophet Haggai (2,5) mit dem Geist Gottes. Er lässt Gott sprechen: „Mein Geist steht in eurer Mitte.“ Ähnlich formuliert der Beter in Psalm 139,7: „Wohin könnte ich gehen weg von deinem Geist und wohin könnte ich fliehen weg von deiner Präsenz?“. Ps 51,13 bittet: „Wirf mich nicht aus deiner Präsenz, nimm deinen Heiligen Geist nicht weg von mir."
Auch beim Bild vom Wasser steht der Tempel im Zentrum. Bei vielen antiken Tempeln gibt es Wasserquellen. Häufig hat man die Tempel so gebaut, dass man für die Reinigungsriten und den Bedarf des Tempelpersonals Wasser am Ort hatte. Diese Quellen waren schon im alten Nahen Osten aufgeladen mit Bedeutung, denn darüber verteilte sich die lebensspendende Kraft der Gottheit ins Umland des Tempels und sorgte für reiche Ernte. Übertragen findet man dann die Vorstellung, dass die Hauptflüsse dieser Gebiete, Euphrat, Tigris, Nil zum Beispiel aus dem himmlischen Tempel bzw. Garten des Lebens ausgehen (1Hen 77).
Das letztes Bild operiert mit der Vorstellung der personalisierten Weisheit. Die apokryphe Schrift "Weisheit Salomos" (2./1. Jh. v.u.Z.) handelt von ihr. Sie ist auch im Blick auf Paulus wichtig. Die Weisheit wird dort ganz nahe an Gottes Geist herangerückt. Die Gabe der Weisheit ist notwendig, um die Wege Gottes und seine Gebote zu verstehen. Wer die Weisheit hat und die Schriften Israels studiert, kann also nicht fehl gehen. Die Weisheit kommt direkt von Gott. Sie geht aus von seinem Thron (hier ist die Verbindung zum Tempel zu hören!). Auch sie wohnt unter den Israeliten. Sie hat sich niedergelassen auf dem Zion und im Volk Israel (vgl. Sir 24,10–12) wie auch im einzelnen Menschen.
Sowohl für die nichtjüdische als auch für die jüdische Antike war schließlich die Zerstörung eines Tempels von besonderer Bedeutung. Mit ihr wurde die Macht über ein unterworfenes Volk demonstriert. Als der salomonische Tempel in Jerusalem zerstört worden war, musste eine Erklärung gefunden werden. Wie konnte es sein, dass der allmächtige Gott es zuließ, dass sein Wohnhaus auf Erden zerstört wurde? Eine der Lösungen: Gott ist aufgrund der Sünden entweder des Tempelpersonals oder des ganzen Volkes aus dem Tempel ausgezogen. In der dramatischen Erzählung in Ez 10 verlässt die Herrlichkeit des Herrn auf den schaurigen Wagen der Cherubim den Tempel.
Zusammenfassung
Der Tempel im Frühjudentum war der Ort der Präsenz Gottes und die Verbindung zu Gottes himmlischen Wohnsitz. Anwesenheit an diesem Ort verlangte einen besonderen Reinheitszustand. Er war der Ort des Opferkultes und damit auch der Sühne für begangene Sünden. Er war ein Ort der Begegnung. Der Tempel war außerdem das zentrale Element der endzeitlichen Hoffnung: Hier würden sich irgendwann Israel und in manchen Vorstellungen sogar die Völker versammeln, um mit Gott zu leben.
Synagogen
Schon lange vor den Christusgläubigen bildeten jüdische Menschen in der Ferne Gemeinschaften, in denen sie vor allem die rechtlichen Dinge klärten: Rechtsstreitigkeiten, Eheschließungen, Scheidungen, Testamente, Kredite, usw. Diese hießen schlicht „Versammlung“, auf Griechisch „Synagoge“. Reiche Gemeinschaften bauten sich Häuser oder funktionierten bestehende zu ihren Zwecken um. In Ägypten nannte man diese Häuser „Gebetshäuser“ - auf Griechisch „Proseuche“, vermutlich einfach nur, weil nichtjüdische Vereinigungen in Ägypten „Synagoge“ hießen. Es ist wenig bekannt über das religiöse Leben in den Synagogen während der Zeit des bestehenden Tempels in Jerusalem. Einzig die sogenannte Theodotion-Inschrift (CIJ II 1404) an einer Synagoge in Jerusalem, die wahrscheinlich aus dem 1. Jh. stammt, verrät uns etwas mehr: Die Synagoge, die Theodotos sanierte diente dem Verlesen der Tora und dem Unterricht in den Geboten (vermutlich ist die Halacha gemeint) und als Unterkunft für Menschen von außerhalb. Wie repräsentativ dies ist, bleibt unklar. Direkt genannt werden weder Gottesdienst noch Gebet. Die Synagogen vor der Zerstörung des Tempels im 1. Jh. u.Z. waren eine Art Rathaus für jüdische Communities in der Diaspora. Spätere rabbinische Quellen nennen sie „Haus des Volkes“. Erst sekundär kamen spezifisch religiöse Aufgaben hinzu.
Einen kleinen Einblick in das religiöse jüdische Leben außerhalb des Heiligen Landes und damit auch in den Synagogen bietet das Gebet Asarjas. Dies ist ein Zusatz in der griechischen Version des Danielbuches. Asarja betet im Angesicht dessen, dass er mit zwei seiner jüdischen Geschwister in einen Feuerofen geworfen werden soll, so:
Dan 3,37 Denn, Gebieter, wir wurden kleiner gemacht als alle Völker, und wir sind heute niedergeschlagen auf der ganzen Erde wegen unserer Sünden. 38 Und es gibt in dieser Zeit keinen Leiter und Propheten und Anführer, weder Ganzopfer noch Brandopfer noch Opfergabe noch Räucheropfer noch einen Ort, Früchte vor dir darzubringen und Barmherzigkeit zu finden. 39 Aber mit zerbrochener Seele und niedergeschlagenem Geist mögen wir angenommen werden! 40 Wie beim Ganzopfer von Widdern und Stieren und (wie bei) Zehntausenden von fetten Lämmern, so geschehe unser Brandopfer heute vor dir, denn keine Schande ist bei denen, die auf dich vertrauen, und es möge hinter dir (die Annahme) vollenden!
Einerseits sieht Asarja ihren eigenen Märtyrertod im Feuer als eine Art Brandopfer, anderseits tritt das Gebet als zugegeben nur defizitärer Ersatz generell an die Stelle der Opfer. Überhaupt setzt die Teilnahme am Kult die richtige innere Haltung voraus (Sir 31,21f). Ein Opfer, das nicht mit der richtigen Haltung dargebracht wird, bewegt Gott nicht. Das ist mit der sogenannten „Beschneidung des Herzens“ gemeint (vgl. die Beschneidung der Wesensvorhaut in 1QS 5,5). Im Rückgriff auf Dtn 30,6 verweist auch Paulus auf sie (Röm 2,29).
Paulus‘ Beziehung zum Tempel und seine Theologie
Paulus selbst und die Menschen, an die Paulus seine Briefe schrieb, bewegten sich in einem frühjüdischen und gleichzeitig hellenistisch-römischen Kontext. Auch wenn sie selbst nicht jüdisch sozialisiert waren, wussten sie offenbar viel aus Bibel und Traditionen Israels. Sie hatten es in den Synagogengemeinden oder von Lehrerinnen und Lehrern gehört, die schon Christusgläubige waren. Zudem waren zahlreiche Inhalte der frühjüdischen Tempeltheologie mit der gemeinantiken religiösen Vorstellungswelt kompatibel.
Als Paulus lebte, stand der herodianische Tempel noch. Als frommer pharisäischer Jude hatte er mit großer Sicherheit eine enge Beziehung zum Jerusalemer Tempel. Die Apostelgeschichte erzählt eine interessante Begebenheit (Apg 21). Paulus besucht Jakobus in Jerusalem und erzählt von seinen Erfolgen bei der Mission nichtjüdischer Menschen. Jakobus und seine Leute berichten ihm von den vielen hinzugekommenen jüdischen Christusgläubigen, die sich streng an die Tora halten. Unter ihnen kursieren Gerüchte, Paulus würde Christusgläubige aus Diasporacommunities davon abbringen, das Gesetz zu halten. Die Formulierung impliziert, dass dies offensichtlich falsch ist. Um das zu beweisen, soll Paulus den Haarschnitt und das Opfer für vier Nasiräer bezahlen. Das sind Menschen, die Gott gegenüber ein Gelübde für eine gewisse Zeit eingehalten haben. Mit ihnen gemeinsam führt er am folgenden Tag die nötigen Reinigungsriten durch und geht dann mit ihnen in dem Tempel, um die entsprechenden Rituale durchführen zu lassen.
Interessanterweise erwähnt Paulus den Tempel in den erhaltenen Briefen nicht. Viele Ausleger meinen, der Tempel habe für Paulus keine Rolle mehr gespielt. Das Argument aus der Abwesenheit einer Sache heraus erscheint problematisch. Dass Paulus den Jerusalemer Tempel nicht erwähnt, kann auf unterschiedliche Gründe zurückgehen. Die erhaltenen Paulusbriefe erlauben nur einen sehr beschränkten Einblick in Leben und Denken des Paulus. Den selbstverständlichen Besuch des Tempels in Jerusalem zu erwähnen, erscheint unnötig.
Als jüdischer Mensch teile Paulus vermutlich zahlreiche Erwartungen an den Tempel, insbesondere die erwähnten Zukunftshoffnungen. Das ist in gewisser Hinsicht auf die Empfänger seiner Briefe zu übertragen. Auch wenn der real existierende Tempel in Jerusalem für sie eine untergeordnete Rolle haben mag, konzentrieren sich endzeitliche Hoffnungen doch weiterhin auf Zion und den Tempel.
Reinheit und Unreinheit
Die Fragen nach Reinheit und Unreinheit und nach Heiligkeit und Profanität sind für das Verständnis vieler im Neuen Testament begegnender Vorstellungen wichtig. Diesbezügliche Konzepte existierten in der gesamten antiken Welt. Sie wurden jeweils kultspezifisch angepasst. Die Wirklichkeit wurde in zwei Bereiche aufgeteilt, den göttlichen und den menschlichen Bereich. Alle Dinge und Personen, die zum göttlichen Bereich gehörten, waren „heilig“. So konnte ein Gegenstand der gleichen Kategorie heilig oder profan sein. Ein Topf, der zum Tempelinventar gehörte, war entsprechend heilig. Der Topf in irgendeinem Haus in Nazarath war das nicht. Er war profan. Dinge und Personen, die straflos in den Bereich der Gottheit gelangen wollten, mussten einen bestimmten besonderen Zustand haben. Je näher man an die Gottheit herankam, umso makelloser und vom Alltag entfernter musste das Ding oder die Person sein.
Unreinheit, also die Abwesenheit dieses besonderen Zustands, wurde durch den Kontakt mit Blut, bestimmten Lebensmittel, mit Toten sowie innerlich durch Sünden verursacht - mithin durch das, was man Einflussbereich des Todes nennen könnte (Matthew Thiessen). Doch auch Hautkrankheiten, sexueller Verkehr oder das Berühren einer Fläche, die zuvor mit einer menstruierenden Frau in Kontakt war, verursachten Unreinheit. Für die christusgläubigen Gruppen war von besonderer Relevanz, dass auch der Kontakt mit Nichtjuden als verunreinigend angesehen werden konnte.
Die Reinheitsfrage spielte zunächst nur eine Rolle, wenn man den Tempel aufsuchen wollte. War man unrein, musste man den Besuch verschieben bis die entsprechenden Reinigungsriten abgeschlossen waren. Was passiert aber, wenn man annimmt, dass Gott nicht nur im Tempel ist, sondern mitten unter den Israeliten? Dann braucht es ein Mindestmaß an kultischer Reinheit auch im Alltag.
Die Gruppe der Pharisäer war genau dafür bekannt: Sie forderten Reinheit für alle Israeliten, insofern ihnen das möglich war. Zu Zeiten Jesu hatte sich diese Vorstellung schon ziemlich durchgesetzt. Wir hören in den Evangelien zum Beispiel von Lepra-Kranken, die außerhalb der Gemeinschaft leben mussten, um niemanden zu verunreinigen. Ähnliches traf vielleicht auch auf die blutflüssige Frau zu (Mk 1,40; 5,25). In vielen Orten in Palästina lebten allerdings jüdische und nichtjüdische Bevölkerungsanteile gemischt, sodass der Alltag jüdischer Menschen tägliche Reinigungsriten enthielt. Entsprechend viele Mikwen, also rituelle Bäder, und auch kleinere Becken wurden in Israel ausgegraben. In anderen Gegenden hat man dafür wahrscheinlich Flüsse und Quellen genutzt.
Der Zustand der Christusgläubigen
Um Paulus‘ Aussagen über die Gemeinden zu verstehen, muss man sich bewusst machen, in welchem Zustand die Christusgläubigen seiner Vorstellung nach leben. Er ist der Ansicht, dass die Welt sich in der Endzeit befindet. Die letzte Zeit vor dem jüngsten Tag ist angebrochen. Die Christusgläubigen haben in ihrer Taufe den heiligen Geist bekommen als vorausweisendes Pfand ihrer endzeitlichen Existenz in der Nähe Gottes (2Kor 1,22). Die Geistverleihung ist für Paulus zentral. Sie zeigt sich auch nach außen in den verschiedenen Gaben (1Kor 12,4). Die Christusgläubigen, ob jüdisch oder nichtjüdisch, gehören damit schon zum heiligen Bereich. An zwei Stellen bringt Paulus die Christusgläubigen mit dem Heiligen Geist und dem Bild des Tempels zusammen:
1Kor 3,16f und 6,19
1Kor 3,16 Wisst ihr nicht, dass ihr ein Tempel Gottes seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 3,17 Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt, wird ihn Gott verderben. Der Tempel Gottes ist nämlich heilig, welche ihr seid.
6,19 Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes in euch ist, den ihr von Gott habt, und nicht euch selbst gehört?
Die rhetorische Frage "Wisst ihr denn nicht?" setzt bekanntes Wissen in der Gemeinde voraus. Vom Einwohnen Gottes (hebr. שָׁכַן) im Tempel oder auf dem Sinai ist in der Hebräischen Bibel häufiger die Rede (Ex 25,8; 29,45; Num 35,34; Dtn 12,11 u.ö.). Interessanterweise zeigt die LXX eine Tendenz, dieses Wort ganz anders zu übersetzen, z.B. mit dem "Erscheinen" Gottes oder der Anrufung seines Namens. Die Vorstellung wird personalisiert. Die Person oder der Leib beinhalten den Heiligen Geist und damit ein Stück von Gott selbst. Paulus meint hier aber nicht die Gemeinde als Leib, sondern tatsächlich die Einzelperson, die Teil einer Gemeinde ist.
Paulus wurde und wird hier jedoch häufig unterstellt, er habe den Jerusalemer Tempel und seinen Kult ersetzen wollen. Das ist die sogenannte Substituierungsthese. Die paulinische Tempelmetaphorik wird ihr zufolge "als das Ergebnis einer Abkehr von dem bestehenden Heiligtum verstanden (Böttrich 1999, 412).“ In einem Kommentar zur Stelle ist zu lesen: "Das Urchristentum aber erwartete nicht mehr den Neubau eines Tempels; es bedurfte auf Grund des Sühnetodes Christi (vgl. Röm 3,25) keiner rituellen Vermittlung zu Gott, sondern wußte Gott – durch seinen Geist – in seiner Mitte und verstand sich selbst als den Ort der wahren Anbetung Gottes (Wolff 2011, 74)".
Zur Begründung werden üblicherweise Stellen aus der Qumran-Literatur zitiert, da die Qumrangemeinde sich ähnlich verstanden habe. Jedoch: Zwar sah die Qumrangemeinschaft den Jerusalemer Tempel als korrumpiert an und wähte sich selbst als erneute Realisierung der Wüstenzeit, doch erwartete sie einen endzeitlichen Tempel. Gesprochen wird in den Qumranschriften von Einteilungen, die aus den Mosebüchern bekannt sind. Dort ist von einem heiligen Haus Aarons die Rede. Aber das Wort für Haus kann genauso auch eine Großfamilie oder eine Gruppe meinen. Heilig sind die Söhne Aarons ohnehin, denn als Priester gehören sie zum Tempel. Aus antik-jüdischer Perspektive wäre die Vorstellung, dass eine Gruppe von Menschen dauerhaft Wohnort Gottes ist und der Tempel nicht mehr nötig wäre, höchst anstößig. Zion oder Jerusalem konnten als Tempel begriffen werden. Oder Gott konnte überall sein, nicht nur in einem Tempel.
Das Bild vom Wohnen Gottes impliziert auch die Hausherrschaft Gottes. Für die Korinther hieße das, sie gehörten nicht mehr sich selbst, sondern solange der Heilige Geist in ihnen wohnt, ist er der Hausherr. Dass eine Gottheit in einer Person sein kann, war in der Antike keine unübliche Vorstellung. Sie begegnet uns vor allem in Personen, die prophetisch sprechen. In der Bibel begegnet etwa Saul einer Gruppe weissagender Propheten und wird dann selbst vom Geist ergriffen (1Kön 10). Aber auch von der Pythia im Orakel von Delphi wird eine solche Einwohnung des Gottes Apollon angenommen.
Steht 1Kor 3,16f im Zusammenhang mit Streit in der Gemeinde und den Zerfall in bestimmte Parteien, geht es in 1Kor 6,19 um die Abgrenzung von Porneia ("Unzucht"). Die Porneia - sie umfasst außerehelichen Sex sowie die Verehrung anderer Gottheiten - verursacht körperliche Unreinheit, der Streit seelische Unreinheit. Wenn man aber ein Stück Gottes enthält, zum heiligen Bereich gehört, dann ist es natürlich sehr schlecht, wenn man kultisch unrein ist.
In Korinth standen Sexualpraktiken zur Diskussion. Die griechisch-römische Kultur wird dabei mit widernatürlichem Verkehr assoziiert. Der Umgang mit Frauen, die nicht die eigene ist, und vor allem die Päderastie, also Beziehungen zwischen älteren erwachsenen Männern und sehr jungen Männern werden frühjüdisch scharf verurteilt. Paulus schließt sich dem vorbehaltlos an. Der Sexualtrieb wird als Ursache für Streit, Eifersucht und Gewalt gesehen. Sexualität ist im Frühjudentum an sich eine positive Sache, solange sie in geordneten Bahnen verläuft. Paulus sagt in 1Kor 7,2, dass eben wegen der Gefahr der Sünde aufgrund von sexueller Begierde jeder seinen eigenen Mann bzw. eigene Frau haben soll.
Wer von Gott durch den heiligen Geist bewohnt wird, muss sich kultisch rein halten. Auf Streit, illegitimen Sex und die Verehrung anderer Götter muss verzichtet werden, so Paulus. Ansonsten drohe zur Strafe Vernichtung; in antiken und frühjüdischen Denken eine folgerichtige Ansicht: Einen Tempel zu zerstören, ist ein unverzeihliches Vergehen.
2Kor 6,16
Eine Stelle aus dem 2. Korintherbrief ist enger auf frühjüdische Tempeltheologie bezogen:
2Kor 6,16 Wie verträgt sich ein Tempel Gottes mit Götterbildern? Wir aber sind der Tempel Gottes, des lebendigen; wie Gott spricht: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein."
Die rhetorisch gemeinte Einstiegsfrage klingt gängigen antiken Maßstäben zufolge irritierend. Denn in jedem griechisch-römischen Tempel gibt es ein Götterbild. Diese Götterbilder sind für Paulus tote Götter, weshalb er den lebendigen Gott Israels als Kontrast daneben setzt. Beim von Paulus zitierten Gotteswort handelt es sich um ein kombiniertes Zitat aus Ex 29,45 und Lev 26,12. Es verweist also auf die Wüstenzeit Israels. Sie galt auch als Hoffnungsperspektive für Gegenwart und Zukunft. Das Zitat selbst blickt auf den Sinai mit Israel als Gottes Eigentumsvolk geschlossenen Bund zurück.
Kurz vorher kommen weitere Elemente vor, die wir aus außerpaulinischen Schriften kennen: Die Söhne des Lichts oder Belial als Bezeichnung für den Teufel (2Kor 6,15). Weil es an Qumranschriften und weitere frühjüdische Texte erinnert, nahmen und nehmen viele Ausleger an, dieser Abschnitt sei gar nicht von Paulus. Er hätte dieses Stück von jemandem anderem übernommen, ein Abschreiber hätte ihn eingetragen oder eine Art Zettel der Gegner sei in den Text geraten. Doch: Wie sehr in Jüdischem verwurzelt hat man sich Paulus vorzustellen? Vermutlich erfuhr er eine Ausbildung in Jerusalem. Sicher gehörte er zu den Pharisäern und engagierte sich gegen aus seiner Sicht drohnende innerjüdische Tendenzen der Relativierung der Tora. Seine Erkenntnis, dass Christus der erwartete Messias ist, wurde dann Teil seines jüdischen Referenzrahmens, führte also zu einer Neuakzentuierung seiner jüdischen Wirklichkeitsauffassung. Selbst wenn Paulus also den fraglichen Abschnitt übernommen hat, dann auf Basis seines jüdischen Selbstverständnisses.
In 2Kor 6 verteidigt sich Paulus gegen persönliche Vorwürfe. Er antwortet mit dem Hinweis auf seine untadelige Lebensführung und die Nöte, die er durchstehen musste. Ist ihm vielleicht Betrug oder das Leben auf Kosten anderer vorgeworfen worden? Ab Mitte des Kapitels wendet er sich direkt der korinthischen Gemeinde zu. Mit Vokabular, das aus der Torah stammt und beispielsweise verbietet, einen Pferd und einen Ochsen gemeinsam anzuspannen, macht er deutlich, dass sich die Mitglieder der Gemeinde nicht mit Nichtglaubenden (ἄπιστοι) mischen sollen. Sie sollen sich vielmehr absondern. In 2Kor 6,17 begründet er das mit einem Zitat aus Jes 52,11. Die Stelle geht dem dritten Gottesknechtslied (Jes 52,13–53,12) unmittelbar voraus. Christusgläubige bezogen es auf Christus. Auch für Paulus war es ein zentraler Text. Es spielt auf eine neue Zeit mit Gott für Israel an, einen neuen Exodus, dieses Mal aus Babylon. Das ließ sich aktualisieren (z.B. Offenb 5,9). Paulus reiht sich in diese Aktualisierung der Verheißung ein.
Wer aber sind die Nichtglaubenden (ἄπιστοι)? Handelt es sich um die Gegner des Paulus in Korinth, wie er als Juden an Christus glaubend, aber andere Schwerpunktsetzungen vertretend? Oder geht es um nichtjüdische Christusgläubige? Vermutlich sind hier keine konkreten Gegner im Blick. Vielmehr ist zu beobachten, wie korinthische Gemeindeglieder ihr Leben inmitten einer florierenden Handelsstadt zu leben versuchten. Nichtjüdische Gemeindeglieder nahmen vielleicht an Symposien teil, weil sie das Netzwerk für ihr Geschäft brauchten. Oder sie waren in Mysterienkulten eingeweiht; ein Ausstieg hätte den eigenen Werdegang unmöglich gemacht. Paulus verlangt demgegenüber Commitment zur jüdischen Tradition: Kein privater Umgang mit (in seinem Fall nichtchristusgläubigen) Nichtjuden (es sei denn in der eigenen Familie), so wie es manchen Vorstellungen gemäß sich auch für Diasporacommunities gehörte.
Paulus beendet den Abschnitt in 1Kor 7,1 mit einer Art Zusammenfassung:
2Kor 7,1 Da wir nun diese Zusagen haben, Geliebte, wollen wir uns reinigen von jeder Befleckung von Fleisch und Geist, vollendend (die) Heiligkeit in Furcht Gottes.
Dieser Satz bedient sich reichhaltig kultischer Sprache. Im Wortsinn, gleich ob frühjüdisch oder gemeinantik verstanden, ruft er zu ritueller Reinigung im Blick auf einen Tempelbesuch auf. Das ist aus jüdischer Warte folgerichtig, denn ein Leben in der Diaspora führte zu Unreinheit. Reinigungsrituale dürften alltäglich gewesen sein, zumindest für Fromme. Paulus bezieht sie hier aber auch auf Christusgläubige nichtjüdischer Herkunft. Durch Christus sind sie Teil des endzeitlichen Geschehens. Durch die Geistverleihung gehören auch sie zur Gemeinschaft. Dass für die Gemeinden des Paulus gar keine konkreten Reinheitsregeln gegolten hätten, erscheint auf Basis der besprochenen Texte abwegig. In Apg 22 wird nämlich genau dieser Vorwurf von Jakobus selbst zurück gewiesen. Vielleicht gab es für nichtjüdische Christusgläubige spezifische Regeln (Apg 15,20.29; 21,25), etwa keine anderweitige Kultteilnahme, keinen Blutkontakt (inkl. Geschlechtsverkehr), kein gemeinsames Essen, kein Verzehr nicht spezfisch geschlachteten Fleisches. Die Torah kennt diese Regeln als Mindeststandards für Nichtisraeliten in Israel (Lev 17f.). Für alle Israeliten galten sie ohnehin. Es erscheint vorstellbar, dass diese Basics für Paulus so selbstverständlich waren, dass er sie nicht eigens erörtern musste.
Paulus kennt noch andere Bilder für die Gemeinde. Als Leib und Glieder sind die Einzelnen miteinander in Christus verbunden (1Kor 12,13). Denkt man hier den Gedanken der Reinheit mit, so verunreinigt ein unreines Glied den ganzen Körper. Somit ist die Reinheit aller Gemeindeglieder wichtig für die Gesamtgemeinde. Sünden und Verunreinigungen sollen und müssen draußen bleiben, da Gott in den Einzelnen und damit in der Gesamtgemeinde anwesend ist. Andernsfalls geriete die Rettung des Einzelnen, aber auch der Gemeinde insgesamt in Gefahr.
Schluss
Die Anwesenheit des Geistes und damit Gottes im Einzelnen hat im antik-jüdischen, aber auch im nichtjüdischen antiken Denken bestimmte Voraussetzungen. Gott kommt nicht in den Alltag, denn er ist heilig. Was zu ihm gehört, gehört auch nicht mehr dem Alltag. Die Aufgabe derjenigen, die Gott empfangen, ist also ein besonderes Verhalten: Das Vermeiden von Sünde und kultischer Unreinheit, sowohl innerlich als auch äußerlich. Die Einzelne und der Einzelne ist dann mit einem Tempel von Gott vergleichbar, aber sie oder er ist nicht „der Tempel“.
Der Tempel in Jerusalem und der Zion spielen immer noch eine große Rolle bei der endzeitlichen Erwartung. Zum Tempel richten sich weiterhin die Gebete und Spenden. Der Kult in Jerusalem steht für Paulus nicht in Frage. Die Kirche ist kein „neuer Tempel“. Auch wenn für die in der Diaspora angesiedelten Gemeinden der Tempel keine praktische Relevanz hatte. Paulus rät zur guten Lebensführung und dazu, die Gaben Gottes in der Gemeinde zu nutzen und das als Opfer und Dienst an Gott zu verstehen.
Für einen nichtjüdischen antiken Menschen heißt das, seine Freundschaften, womöglich seine Großfamilie zu verlassen, manchmal auch den Beruf aufzugeben. Die besondere Art zu leben setzte sie der in der Antike nicht unüblichen Judenfeindlichkeit und dem Druck des paganen Umfelds aus. Für den Einzelnen ist das jeweils ein hoher Anspruch. Vermutlich nicht wenige sind an ihm gescheitert: Laut dem Testament Abrahams wird nur eine Seele von 60.000 gerettet. Auch in der Apokalypse Elias sind es nur wenige, die durch die enge Pforte schreiten dürfen. Je länger sich die Parusie verzögerte, desto drängender wurde dieses Problem. Schon recht früh, ab dem 2. Jh. u.Z. gab es Stimmen, die alles Jüdische in der noch jungen Bewegung der Christusgläubigen ablehnten. Marcion stellte ein nichtjüdisches Evangelium zusammen. Der anonyme Autor des Diognetbriefes entwertet alles Jüdische.
Nicht zuletzt um des Erbe des Paulus willen gilt es daher, das jüdische Erbe zu sehen, zu respektieren und für andere sichtbar werden zu lassen.
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